Ab dem Jahr 1290 lässt sich Neusser Braugeschichte nachweisen, im Jahr 1339 besaßen mit einem eigenen Brauamt die Neusser Brauer ihre eigene Zunft. Bevor der Hopfen den Weg in das Bier gefunden hat wurde hier das Grutbier gebraut. Auch das Dollbier, eingebraut mit Schwarzem Bilsenkraut, wurde in der Frühen Neuzeit gebraut, was jedoch von der Obrigkeit nicht gerne gesehen und 1598 erstmals verboten wurde. Etwa 40 Brauereien gab es im 17. Jahrhundert, über geblieben ist nur eine davon. Etwa auf das Jahr 1601 lässt sich die Brauerei Im Dom zurückdatieren, welche nicht nur die älteste Brauerei der Stadt Neuss ist, sondern derzeit auch die einzige. Aus alten Stadtrechnungen geht hervor, dass Veit Kirchhoff, erster genannter Besitzer, im Jahr 1601 oder 1607 stolze 66 Sack Malz verbrauchte. Mehrmals wechselte in der folgenden Zeit der Eigentümer. Es wurde jedoch stets im Haus gebraut und zwischenzeitlich auch Branntwein produziert. Selbst Wein wurde in nicht unerheblichen Mengen ausgeschenkt. Im Jahr 1801 wurde die Brauerei durch die Familie Wiertz erworben, welche auch heute noch in mittlerweile achter Generation Eigentümer ist. Unter der Familie Wiertz wurde die Brauerei in den vergangenen über 200 Jahren um- und ausgebaut. Gebraut wurde stets obergärig, nach alter Art wie man früher so schön sagte. Altbier hat hier eine lange Tradition. All die Jahre hat die Familie Wiertz ihre Brauerei Im Dom geführt, diese dann aber im Jahr 1973 an die Frankenheim Brauerei und im Anschluß an die Brauerei Schlösser aus Düsseldorf verpachtet. Von da an lief kein eigenes Bier mehr durch den Zapfhahn. Der Pachtvertrag wurde jedoch nicht verlängert und im Jahr 2008 sorgte die Familie Wiertz nach einigen Umbauarbeiten dafür das in Neuss wieder Altbier gebraut wird. Sowohl Gastronomie als auch die Brauerei sind verpachtet, jedoch nicht wie zuvor an Brauereien, sondern an Privatpersonen, welche ihren jeweiligen Bereich eigenverantwortlich führen.
An vier Zapfhähnen wird hier derzeitig frisch Gebrautes gezapft. Verantwortlich für die Biere ist Braumeister Thorsten Kelm, welcher seit 2016 an der Sudpfanne das Sagen hat. Drei Biere gehören zum festen Programm, ein Bier ist stets eine saisonale Spezialität. Zu den drei festen Bieren gehört natürlich das Dom’s Alt, das Dom’s Gold sowie ein Weizen. Das saisonale Bier entstammt stets der kreativen Ader des Braumeisters. So befand sich hier zuletzt u.a. mit der Roten Zora ein Red Ale oder auch mit der Kessen Biene ein Honigbier im Ausschank. Lediglich ein saisonales Bier ist fest vorgeschrieben: das Knupp. Dieses wird jedes Jahr ab dem 01. November ausgeschenkt. Das Nüsser Knupp hat eine lange Tradition in der Stadt, wurde es noch bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus vom mittlerweile verblichenen Wirtshaus Im Kessel stets zu Pfingsten gebraut. Das Knupp dürfte auch dem historisch versierten Bierliebhaber bekannt sein. In Köln handelt es sich dabei um ein untergäriges Starkbier, das Kölnische Knupp, welches dort zu früheren Zeiten außerhalb der Stadtmauern gebraut wurde. In Neuss bei Im Dom handelt es sich dabei um ein obergäriges Starkbier und orientiert sich damit an die Tradition der stärker eingebrauten Altbiere von der anderen Rheinseite.
Gebraut werden die Biere auf einem 10 hl Sudwerk der mittlerweile erloschenen Firma Kuchenbauer & Schüll. Pro Woche werden zwei Sude gefahren. Die erforderliche Reifung erhalten die Biere nach der Gärung im eigenen tiefen Gewölbekeller. Dort stehen etwa ein Dutzend Tanks, dessen Inhalt sich noch ein wenig gedulden muss bis es die durstigen Kehlen erreicht. Wer die Biere frisch vom Fass in der Brauerei genießen möchte, kann sich dazu noch anständige rheinische Brauhausküche servieren lassen. Mit Fassbier beliefert wird noch das "Second Home". Wer hier zu Gast ist bekommt dazu etwas härtere Musik serviert. Für den heimischen Bedarf werden die Biere jedoch auch von Hand in handliche 1-Liter Flaschen abgefüllt. Diese sind gut gekühlt im Brauhaus zu erwerben, ebenfalls im ausgesuchten Getränkehandel.
Brauerei Im Dom
Michaelstr. 75-77
41460 Neuss
Öffnungszeiten:
Mittwoch – Donnerstag: 12 – 23 Uhr
Freitag: 12 – 24 Uhr
Samstag: 11 – 24 Uhr
Sonn- & Feiertag: 11:30 – 22 Uhr
Küche: 12 – 15 Uhr & 17 – 22 Uhr