Am 17.12.2001 eröffnete die Braustelle in Köln-Ehrenfeld ihre Türen. Der Braumeister Peter Esser hat sich dort den Traum der eigenen Brauerei erfüllt. Der Weg dorthin war lang. Generell bestand ein Interesse an Getränken wie Wein und Likör sowie Lebensmitteln und deren Herstellung. Durch Jean Pütz mit Hobbythek in den 80ern wuchs das Interesse am Hobbybrauen. Es folgte eine Ausbildung zum Industriekaufmann, während der man aber feststellte das Brauen doch mehr Spaß macht. Also folgte in Weihenstephan ein Studium zum Diplom-Braumeister. In den folgenden Jahren wurde in verschiedenen Brauereien Station gemacht, es wuchs der Wunsch nach ein wenig mehr Innovation im Bier. Jedoch hatte der ein und andere Brauereichef nur ein müdes Lächeln dafür übrig, sodass die Idee der eigenen Brauerei entstand. Bei der Idee allein ist es glücklicherweise nicht geblieben. Mit einer Jahresproduktion von ca. 500 hl ist die Braustelle derzeit Kölns kleinste Brauerei. Hat aber dennoch die meisten selbstgebrauten Biere im Ausschank.
Das erste Bier der Braustelle ist das Helios, ein Wiess, ein unfiltriertes Kölsch. Benannt ist dieses nach dem Leuchtturm der ehemaligen Helios-Werke, dem Wahrzeichen von Ehrenfeld. Das vielleicht bekannteste Bier ist das Ehrenfelder Alt. Als gebürtiger Düsseldorfer möchte man natürlich ein anständiges Alt brauen, auch in Köln, was schon fast an Blasphemie grenzen könnte. Und kaum war das Alt gebraut und auf die Tafel geschrieben fällte der erste Gast bereits sein Urteil: Hängt ihn auf! Die Reaktion auf das Alt war aber dennoch recht positiv. Die Medien berichteten überregional über das erste Altbier aus Köln, der WDR kam vorbei um Kölner beim Altbier trinken zu filmen, und selbst der Landtag in Düsseldorf bestellte Ehrenfelder Alt.
Natürlich ist es nicht nur beim Helios und Ehrenfelder Alt geblieben. Derzeit sind acht Biere am Hahn und ebenso viele Biere als Flaschenbier erhältlich. In den angebotenen Bieren ist stets ein reger Wechsel drin. Fündig wird hier der Bierliebhaber je nach Jahreszeit von süß bis sauer über rauchig und bitter und noch viel mehr. Einige Biere werden in diversen Fässern, welche u.a. mit Whisky oder Brandy vorbelegt waren, veredelt.
Derzeit schreckt man hier auch nicht vor sehr komplexen Bieren wie z.B. einem Lambic oder einem Oud Bruin zurück, wenngleich diese Biere hier so nicht heißen dürfen. So wird seit 2014 in Anlehnung an ein Lambic das „Fahrt ins Grüne“ gebraut. Die wilden Hefen hierfür stammen u.a. aus dem Kölner Grüngürtel. Hierzu erinnerte sich Peter Esser an den selbstgemachten Holundersekt seiner Großmutter. Denn sie verwendete für die Gärung die Hefen von den Holunderblüten. Für das „Fahrt ins Grüne“ wurden blühende Kirschzweige in die Würze gegeben. Mit dem „Flamländer“ wird seit 2015 in Anlehnung an ein Oud Bruin der zweite Belgier gebraut. Beide Biere sind seit Ende 2016 käuflich zu erwerben.
Seit der Gründung 2001 sind hier so allerhand kreative Bierchen entstanden. Und es werden auch weiterhin noch so allerhand kreative Biere gebraut. Gebraut werden diese nach dem selbst verfassten Ehrenfelder Reinheitsgebot. Genau einen Paragrafen enthält er: Ins Bier darf was schmeckt und dem Menschen gut tut. So finden hier u.a. immer wieder diverse Blüten, Früchte, Kräuter ihren Weg ins Bier, ebenso natürlich die verschiedensten Malze sowie Hopfen. Derzeit wird mit vier verschiedenen Hefen gebraut, in Zukunft sollen noch weitere hinzukommen.
Genießen kann man die Biere direkt in der Braustelle. Eine lange Theke sowie ausreichend Sitzmöglichkeiten laden hierzu ein. Und neben frisch Gezapftem gibt es noch eine deftige Küche.
Wer nicht in Köln zu Hause ist aber dennoch die Biere der Braustelle genießen möchte ist in Zukunft in Berlin oder auch in den Niederlanden in Haarlem gut aufgehoben. Derzeit sind 500 L „Fahrt ins Grüne“ in Gärung, welche demnächst nach Berlin gehen. Exklusiv für Tierney’s Irish Pub in Haarlem wird ein Irish Red gebraut, welches ausschließlich dort erhältlich ist.
Neben Führungen finden regelmäßig für den angehenden Hobbybrauer Braukurse statt. Mindestens einmal im Jahr jedoch sollte der Auswärtige nach Köln kommen. Denn stets am letzten WE im Mai wird von Peter Esser und seinem Team das „Festival der Bierkulturen“ veranstaltet. Dort gibt es eine große Palette an Bieren der Braustelle zu probieren, aber natürlich noch allerhand weitere Biere aus Nah und Fern sowie dem europäischen Ausland.
Dort findet man die Braustelle:
Christianstr. 2
50825 Köln-Ehrenfeld
Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag von 18 bis 1 Uhr
Sonntag ist Ruhetag
Dieser Artikel erschien auch auf www.bierista.nl