Von außen ist die Lüdinghauser Brauwerkstatt eher schwierig zu erkennen, zumindest nicht mit den Augen. Lediglich das Briefkastenschild weist auf eine Brauerei hin. Mit der Nase nimmt man vielleicht die Brauerei eher wahr, wenn der Duft des Brauens seinen Weg durch die Lüftung nach außen findet. Geht man durch die Haustüre übers Treppenhaus in den Keller steht man vor drei unscheinbaren Türen. Neben Physiotherapie und Gesangsunterricht geht es durch eine der drei Türen in die Brauerei.
Norman Tenberge hat sich hier sein Hobby zum Beruf gemacht. Nachdem er im Jahr 2013 mit dem Hobbybrauen begann, hat er drei Jahre später den Schritt zur eigenen Brauerei gewagt und braut nun fleißig verschiedenste Biere im Nebengewerbe. Der Weg zum Nebengewerbe verlief vielleicht ähnlich wie bei vielen anderen Hobbybrauern auch: Familie und Freunde tranken das Selbstgebraute einfach zu gerne und waren voll des Lobes. Ein befreundeter Wirt wollte gar ein Fass für seine eigene Kneipe haben. Sowas geht nicht mehr als Hobby, das Nebengewerbe war der nächst logische Schritt.
So befindet sich nun im Kellerraum eine kleine Brauanlage bestehend aus Brewtower 140, Gär- und Lagertanks. 140 Liter können mit dem Brewtower gebraut werden, zwei Sude passen in einen Gärtank. 80 hl kommen hier pro Jahr zusammen. Drei feste Biere werden derzeit das ganze Jahr über gebraut: zwei Altbiere sowie ein Pale Ale. Das „Spökenkieker“ ist eine moderne Interpretation des Westfälisches Altbiers und erinnert zudem gleichzeitig an den in Lüdinghausen bekannten Spökenkieker Caspar Winkelset. Bei dem „Punk Rock“ handelt es sich um ein Pale Ale, welches mit exotischen Hopfensorten für Punk Rock im Glas sorgt. Mit dem „Preußen Alt“ wird ein weiteres Altbier gebraut, welches sich jedoch an ein Rheinisches Alt orientiert. Erstmals gebraut zum 111. Jubiläum von Preußen Münster. Letzteres ist noch heute beim befreundeten Wirt im Ausschank.
Aber natürlich ist hier stets mit weiteren Bierspezialitäten zu rechnen. Je nach Jahreszeit ist ein Weizen, Wit oder auch Stout erhältlich. So gab es hier im vergangenen Winter z.B. ein Kirsch-Stout. Ebenso gibt es noch zahlreiche Ideen für weitere Biere. So findet demnächst der Honig eines Lüdinghauser Imkers den Weg ins Bier, ebenso gibt es auch Pläne mal mit verschiedenen Getreidesorten zu brauen. Nicht zuletzt wächst im eigenen Garten eigener Hopfen, welcher dort natürlich nicht allein zur Zierde steht.
An den Lüdinghauser Spökenkieker Caspar Winkelset wird auch noch an zweiter Stelle gedacht. Denn das Brauereilogo stellt einen Abdruck einer in Lüdinghausen stehenden Plastik zu Ehren von Caspar Winkelset dar. Als Spökenkieker wurden in Westfalen und Friesland Menschen bezeichnet, denen die Gabe des Zweiten Gesichts zuteilwurde. So soll Caspar Winkelset zu Lebzeiten im 19. Jahrhundert wohl den großen Brand der Stadt sowie den Tod eines Knaben voraus gesehen haben. Anderswo sind Menschen mit dieser Gabe als Seher bekannt, sahen sie doch Überlieferungen zufolge wichtige meist Angst machende Dinge voraus. Ob der Genuss von dem Spökenkieker Bier zu seherischen Fähigkeiten verhilft vermag ich derzeit nicht zu sagen.
Käuflich zu erwerben sind die Biere ausschließlich in Lüdinghausen. Auf der Homepage wird regelmäßig der Termin für einen Werksverkauf angegeben. Hiervon wird stets großer Gebrauch gemacht, ist doch so mancher Sud im Handumdrehen ausverkauft. Ebenso ist in zwei Restaurants das Bier am Hahn, und auch in einem Lüdinghauser Hofladen ist das Bier verfügbar. Wer es frisch vom Fass genießen möchte ist zudem auf dem Abendmarkt der Stadt Lüdinghausen gut aufgehoben.
Lüdinghauser Brauwerkstatt
Adam-Steegerwald-Str. 1
59348 Lüdinghausen